„Ich will Vorbild sein“

Interviews mit Gesichtern, Folge 2: FG 17

Yo liebe Leser. Alles fresh? Wir haben heute den Lerbiner Gängstaa-Rapper FG 17, mit bürgerlichem Namen Jewgenji Pascal Wiedemann, in seiner Wohnung in Lerbin-Lichtschacht getroffen. Obwohl er leicht übernächtigt schien, hat er sich die Zeit genommen, uns über sein neues Mixtape „Pump. Tank. Wagen.“ zu berichten, das er ebendort aufgenommen hat, auf einem Mikrofon, das lässig an der Lampenschnur von der Decke baumelt. Außerdem haben wir uns kurz über seinen Youtube-Sportkanal „Pumpen mit Pascal“ unterhalten, für den er zweimal pro Woche im Fahrradkeller des mehrstöckigen Wohnkomplexes Workout- und Ernährungsvideos dreht.

IDEE: Guten Tag Herr 17, oder dürfen wir Sie FG nennen?

FG 17: Morgan. Nennt mich JP.

IDEE: Du bist ja grad hart am Promoten. Wie viel Zeit hast du noch für andere Dinge?

FG 17: Ja nich so krass.

IDEE: Trotzdem schaffst du es noch, regelmäßig deinen Youtube-Kanal zu pflegen.

FG 17: Klar, Sport geht vor. Musst ja auch irgendwo nen Ausgleich finden. Seelisch und so.

IDEE: Wohl wahr. Ist das eine Message, die du auch in deiner Musik verarbeitest?

FG 17: Ja, mega. Ist ja auch schon im Titel vom den Tape.

IDEE: Würdest du sagen, du hast dich mit diesem Tape künstlerisch weiterentwickelt?

FG 17: Immer.

IDEE: Inwiefern?

FG 17: … Ja also… is zwar nur n Übergangsprojekt, so zwischen Alben und allem, aber da werden schon auch tiefergehende Modelle verarbeitet, zum Beispiel jetzt die Trinität, die sich im Titel niederschlägt, so, 3 is ne Primzahl. 17 auch.

IDEE: Worin besteht denn diese Dreifaltigkeit?

FG 17: Ja, so die drei Pfeiler des Seins. Pump is ja klar, durch Pumpen wird man zum Tank. Und halt der Wagen. Also Benz. Aber auch so astronomisch irgendwie. Das is schon ne Marke, so bam.

IDEE: Zweifelsohne.

FG 17: Ist auch so n Mantra irgendwo, Ziele, die man erreichen kann. Du musst nach den Sternen greifen, Mann. Und das auch brutal wichtig, dass die Kids aufm Block das checken. Ich will Vorbild sein. Kids brauchen Vorbilder, und positive Bodybilder.

IDEE: Wo siehst du denn die Problemzonen am Körper der Gesellschaft?

FG 17: Überall Mann. Flächendeckend. Ich bin aufgewachsen in Problemviertel. Schule war Problem, andre Kids waren Problem, haben dich gemobbt, weil Eltern Problem waren. Probleme potenziern sich. Viele dann Knast, oder Straße. Später im Studium. Verfolgt dich krass.

IDEE: Auf deinem Track „Problemkind“ thematisierst du genau das, richtig? Wie war es für dich, diese autobiografischen Aspekte aufzuarbeiten?

FG 17: Ja Auto hatte da garnich so viel mit zu tun. Hab Führerschein mit 17 gemacht. Auto hatte ich damals nich, nur Probleme, auf Straße mit Fahrrad. Heißt nich umsonst Platten-Bau. *lacht*

IDEE: Nochmal zum Thema Vorbilder: Auf dem Track „Semnazet“ redest du über deine Idole und sampelst eine interessante Line von Katalüsatoah: „Die Welt steht mir offen, nein, die Welt steht mir zu!“ – denkst du, jeder kann seinen Platz in der Welt finden, wenn er sich an den richtigen Menschen orientiert?

FG 17: Nö, kannst dich auch am Südstern orientieren. Moralischer Kompass. Hauptsache is Loyalität, shoutout an mein Brudi Kata.

IDEE: Wir werden es ihm ausrichten. Vielen Dank für dieses inspirierende Interview und gute Nacht.

Es folgt ein Auszug aus den Lyrics zur energiegeladenen ersten Single-Auskopplung „Reime trainiert man nicht“:

Ich mach die Nacht zum Tag,
nehm Rache am Klassenstaat,
hat mal wer nen Bass parat,
ich bin be-tont krass am Start,
Beton macht Muskelmasse hart
Ich flowe wie ’n Wasserwart,
rasier wie ein Bart-ab-Apparat,
Strom plus Wasser gleich Gefahr,
EMS treibt Schweiß im Leistungsstaat.
Antitranspirant, komm ich Deos Ex
Transzendier dir inspiriert die Seelennot weg.
Wider den Hydrant,
Wurfarm aus dem Stand,
an mir scheitern Wasserwerfer
Weil FGs Style ist krasser, härter
So stark, dass Kalorien verdampfen
Vor Flammen, bis die Flanken krampfen, ah!

Schreibe einen Kommentar