Line Breaks 2 – Not mine if you decline.

There’s no messing round when my mind is spoken
I get straight to the point where the line is broken

„Uffie“. Der Name der Singer / Songrapperin, deren 2019 erschienene Single „Mine“ wir heute grammatikalisch entschärfen, ist zugleich das Onomatopoetikum, das in meinem inneren Monolog zu hören ist, wenn sie wieder einmal scheinbar unbedarft mit meinen Kopfhörern in folgenden Refrain reinlatscht:

Does anyone call you mine?

Cause boy you got me straight up hypnotized

No lie

Does anyone call you mine?

Cause baby I can’t get you off my mind

You can rock my chain for the night

– Uffie, 2019

Aus dem Kontext wird der Fehler bereits ersichtlich; mit großer Wahrscheinlichkeit will Uffie nicht wissen, ob andere bereits Vermutungen über ihren Beziehungsstatus mit besungenem Jungen anstellen, sondern ob der „boy“ von einer anderen Person als deren Eigentum deklariert wird. Richtig wäre also:

Does anyone call you theirs?

I call you mine. She calls you hers. They call you theirs.

Muss so. Nun ist das aber keine nebensächliche Änderung; der Refrain ist der Hauptbestandteil des Songs, und in ihm kommt die betreffende Zeile gleich doppelt vor. Insgesamt wiederholt sich der Fehler damit achtmal in 2 Minuten und 43 Sekunden. Also im Schnitt alle 20,375 Sekunden. Und dann ist da natürlich der Titel des Songs. Gut, den könnte man verlustfrei ändern, aber wie den Refrain retten? Der basiert komplett auf dem Ei-Reim!

Nicht verzagen, Filialleiter fragen:

Does anyone call you theirs?
Cause boy you got that hypnotizing air
I swear
Does anyone call you theirs?
Cause baby you have made my mind your lair
You can rock the chain to my snare


Nahezu verlustfrei. Am trickreichsten ist die letzte Zeile; mit einer vagen Sexmetapher, die von Fetty Wap geprägt wurde und meinen Recherchen zufolge eher maskulin konnotiert ist, betont Uffie hier im Original ihre emanzipierte Aufgeschlossenheit und relativiert ihre schwärmerische Hingabe mit einem „for the night“. Falls das immer noch vage Fallen-Wortspiel – das ich leider nicht unterlassen konnte – dem mit seiner Edginess nicht gerecht wird, hätte ich noch „You can rock my chain if you dare“ anzubieten. Gefällt mir fast besser, da es die Verlangensrelation umkehrt, indem es das bewährte Motiv des Reizes des Verbotenen bzw. der Gefahr aufgreift.

Doch wie reizvoll ein Angebot auch klingt; oft empfiehlt es sich, zu deklinieren, bevor man einen Fehler macht.

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